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Glossar

Neukantianismus

 Philosophische Richtungen werden in der Philosophiehistorie mit Namen belegt, um sie einordnen zu können und um in der Fülle der Strömungen und Denker eine erste Orientierung zu bekommen. Wenn diese Einordnung allerdings erfolgt, ohne sich auf wesentliche Gedanken und Argumente zu beziehen, dann bleibt sie diesen gegenüber äußerlich (so z.B. das Stichwort „Neukantianismus“ im „Historischen Wörterbuch der Philosophie“). Eine solche historische Faktenhuberei unterstellt, dass die Philosophiegeschichte ein Steinbruch ist, aus dem man isolierte Brocken umstandslos herausbrechen kann – der innere Zusammenhang, die Folgerichtigkeit der Argumente und ihrer Kritik, wie die Brüche und Kontinuitäten gehen dabei dem Leser verloren.

 Nachdem das Vernunftpathos der Hegelschen Philosophie an der schmutzigen Realität des Kapitalismus im 19. Jahrhundert gescheitert war, die Naturwissenschaften immer weitere Bereiche der Natur erklären konnten, aber als universelle Welterkenntnis scheiterten, besannen sich bürgerliche Philosophen unter dem Motto „Zurück zu Kant“ auf dessen kritische Philosophie. Dabei reichten die Strömungen innerhalb des Neukantianismus von reaktionären Erneuerungen der Theologie bis hin zu sozialistischen Positionen, die den Sozialismus in der kantischen Ethik fundieren wollten (Vorländer).

 Heute werden vor allem zwei Hauptströmungen des Neukantianismus unterschieden: Die „Marburger Schule“ um Cohen, Natorp und Cassirer, und die „Badener Philosophenschule“ (auch „Südwestdeutsche Schule“ genannt) um Windelband, Rickert und Lask. Beiden gemeinsam ist die Tendenz, alle psychologischen und „metaphysischen Reste“ aus Kants Philosophie zu entfernen. Dazu gehört vor allem die Eliminierung des Kantischen Begriffs vom „Ding an sich“ (unbekannter Grund der Erscheinungen) bzw. vom „intelligiblen Substrats“ (außerbewusstes Korrelat von Verstandes- und Vernunftbestimmungen). Da diese Begriffe aber die Grenzen des Denkens markieren und einen – wenn auch bloß negativen - Bezug zur ontologischen Sphäre darstellen, wird das Denken des Neukantianismus zu einem transzendentalen Idealismus ohne Korrelat in der Außenwelt, die selbst bloß wieder als (Bewusstseins-) Anschauung bzw. (Bewusstseins-) Begriff  bestimmt wird.

 In dieser Immanenzphilosophie wird auch der Begriff des Transzendentalen verwässert: War transzendental bei Kant die Frage nach der theoretischen Bedingung der Möglichkeit existierender Wissenschaft (Newtonsche Mechanik, Mathematik), um die Denkbestimmungen, mit denen wir die Erscheinungen ordnen, zu begründen, so wird daraus im Neukantianismus tendenziell ein Begründungsverfahren des Bewusstseins, das sich als absolute Produktivität setzt. Während die Marburger Schule sich vor allem auf Erkenntnistheorie, Metaphysikkritik und Logik konzentrierte, entwickelte die Südwestdeutsche Schule eine subjektive Werttheorie, die in diesem Heft der „Erinnyen“ von Bodo Gaßmann kritisiert wird. Der Neukantianismus provozierte in der bürgerlichen Philosophie wegen seiner ontologischen Abstinenz eine neue Ontologie, die in das andere Extrem verfiel, indem sie Denkbestimmungen oder Ideologeme zu ontologischen hypostasierte. Erst eine dialektische Philosophie kann das Problem von Außenwelt und Bewusstseinsimmanenz „mit und gegen Hegel“ lösen.

 Literatur

 Heute noch lesbar sind vor allem die Bände von Ernst Cassirer: Das Erkenntnisproblem, und die Schriften von Vorländer u.a. über den „ethischen Sozialismus“, neu gesammelt in Auszügen in: Marxismus und Ethik, hrsg. v. Sandkühler und de la Vega.

 Einen Überblick über die Denker des Neukantianismus gibt Ollig: Der Neukantianismus.

 Allgemein führt in die Philosophie dieser Epoche ein das Standardwerk von Schnädelbach: Philosophie in Deutschland 1831-1933.

 Weitere Literatur: Siehe den wissenschaftlichen Beitrag von Gaßmann in diesen Erinnyen.

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Stand: 24. Juli 2006